Präsident Mugabe Sese Seko
Es war einmal ein hoffnungsvolles Land Simbabwe und eine Führerfigur mit allen Chancen, nicht nur das seltene Exempel eines guten Politikers, sondern überdies geliebt zu sein: Robert Mugabe. Nach einem Jahrhundert weißer Gewaltherrschaft, die in den letzten fünfzehn Jahren international geächtet und erst mit Waffengewalt niederzuringen war, hatte er seinem Land Frieden und es in kurzer Zeit wirtschaftlich wieder auf die Beine gebracht. Von den Massakern in Matabeleland, die auf das Konto seiner Kämpfer gingen und 1982/83 Tausende von Zivilpersonen das Leben kosteten, sprach er nie und auch sonst kaum jemand. Es waren nur Ndebele. Immerhin gewährte er den weißen Siedlern vorläufig Bleiberecht, und bei der schwarzen Mehrheit war er um verbreiterte Alphabetisierung bemüht. Das war nach der Unabhängigkeit von 1980.
In den neunziger Jahren kehrten die bösen Geister wieder, an der Spitze in der Gestalt Mugabes, zuerst noch unter der Gürtellinie: Schwule, wurde er nicht mehr müde zu versichern, seien «schlimmer als Hunde und Schweine» – ein bohrendes Problem des Präsidenten, muss man fast denken, mit sich selber. Die Machtverhältnisse im Land blieben einstweilen dieselben: alle Macht bei der Staatspartei Zanu-PF und damit bei Mugabe.
Jüngst scheint sich ebendies zu ändern. Mugabe hat zwar unlängst die Lotterie einer staatlichen Bank gewonnen, aber er weiß nicht länger eine Mehrheit der zwölf Millionen Simbabwer auf seiner Seite. Angesichts dieser demokratischen Bedrohung hat sich das Oberhaupt des Staates Staatsfeinde zugelegt: unter den 70000 Weißen im Land jene 4000, die durch ihren Grundbesitz besonders exponiert sind. Verletzlich sind allerdings nicht nur sie, sondern nicht minder das Land und seine ohnehin schon angeschlagene Wirtschaft, denn diese 4000 weißen Farmer kommen für rund ein Drittel der Exporteinkünfte Simbabwes auf. Sie besitzen zwei Drittel des fruchtbarsten Bodens. Die Notwendigkeit einer Landreform, ein altes Traktandum, doch kaum Simbabwes Schicksalsfrage, anerkennen sie. An ihnen lag es nicht, wenn diese über stockende Anfänge nie hinauskam. Es war Mugabes Staat, der sich um infrastrukturelle Voraussetzungen und nötige Assistenz bei der Betriebsfinanzierung futierte, die 70’000 umgesiedelten schwarzen Familien der Stagnation ihrer Subsistenzwirtschaft überließ.
Nun haben Mugabes «Kriegsveteranen» – unter dem Marschbefehl der Zanu sozusagen – rund 1000 Farmen besetzt, und für den Fall, dass Mugabe die anstehenden Wahlen verlieren sollte, drohen sie mit Bürgerkrieg. Sein oberstes Gericht, das ein Ende der mit mörderischen Gewaltakten einhergehenden Besetzungen verfügte, beeindruckt den Präsidenten ebensowenig wie die Opfer unter den schwarzen Landarbeitern auf den Farmen. Er hat mehr übrig für seine Generäle, deren 11000 Soldaten an Kabilas Seite im Kongo Diamantenminen beschützen sollen.
Die westliche Besorgnis ist nur dadurch zu erklären, dass die betroffenen Farmer Weiße sind, gewiss; und der britische Foreign Secretary Cook ist als Repräsentant der ehemaligen Kolonialmacht nicht in der besten Position, um Simbabwern Lektionen zu erteilen. Was aber sagt dazu Südafrikas Präsident Mbeki beispielsweise? Ein Staatsoberhaupt, das sich von seinem Amt nicht trennen mag, wendet sich mit seinen verbliebenen Machtmitteln gegen sein Land und Volk. Das Schauspiel ist bekannt, und falls es afrikanische unter Mugabes Amtskollegen beeindruckt, dann nicht durch seine Unerfreulichkeit. Der Kontinent steht vor seiner alten Frage, ob nur destruktive Politik Erfolg versprechen kann.